Gründungsgeschichte der Kolonie JANOW (bei Chelm)
Auszug aus: Kurt Lück „Deutsche Siedler zwischen Wieprz und Bug“
in: Schriftenreihe „Unsere Heimat“, Heft 9, Posen 1939, Seite 35 – 36*
„Im Jahre 1870 begann die Kolonisation des großen, sich sechs bis vierzehn Werst in westlicher Richtung von Cholm an der Cholm Lubliner Chaussee hinziehenden Gutes Nowostolki. Zahlreiche Deutsche aus der Gemeinde Gostynin und Gombin kamen hierher und kauften das Gut. Doch entstanden zwischen den Käufern und Annehmern langwierige Prozesse, die aber zu Ende geführt worden sind. So kam es zur Gründung der drei Schulgemeinden Janow, Jozefin und Julinanow.
Die Kolonie Janow – anfangs Wilhelmswald genannt – ist auf zwei Hügelrücken angelegt und an fast allen Seiten von Wald und Bergen umgeben. Fast jeder Wirt hat einen mit Kirschbäumen bepflanzten Garten, außerdem sieht man auch auf den Feldern viele Kirschbäume. Ferner ist Janow bekannt durch seine Steingruben, in denen der gelbe Sandstein für die Chaussee gebrochen wird. 1881 wurde in Janow an Stelle des ersten, acht Jahre vorher erbauten, indessen zu klein gewordenen Bethauses ein neues erbaut, da sich damals das Zinsdorf Zawadowka an diese Gemeinde anschloss. Leider wirkte die Nähe der Stadt auf so viele Gemeindeglieder schlecht ein. Man besuchte beim Abtransport der Steine die Stadt zu oft, ließ dort in den Schenken viel Geld und gewöhnte sich an das Bummelleben. Die Janower Fuhrleute waren bekannt durch ihre Rücksichtslosigkeit und ihr unachtsames Fahren. Der nahe Majoratswald verleitete damals, wie Pastor Wernitz (?) schreibt, auch so manchen zum Holzdiebstahl.“
Fotos aus: Kurt Lück "Die Cholmer und Lubliner Deutschen kehren heim ins Vaterland", Posen 1940
Auszug aus: Kurt Lück „Deutsche Aufbaukräfte in der Entwicklung Polens“,
Erstausgabe Plauen 1934, Nachdruck 1990, Bd. 1 S. 429 ff*
„Keiner ist dem Annehmer Wilhelm Kamenz gleichgekommen, dem der verschuldete Gutsbesitzer Niemierowski die Aufteilung seines Gutes Nowosiólek gegen Leistung einer nahmhaften Anzahlung übertrug. Er allein hat acht Kolonien gegründet, die er sogar teilweise zum Andenken an seine Siedlungstätigkeit nach den Vornamen seiner eigenen Familie taufte, eine Sitte, die sonst nur bei Edelleuten üblich war. Nach sich selbst taufte er Wilhelmswald, zwanzig Jahre später von der russischen Behörde in Janow umbenannt, nach seiner Tochter Josephine Józefinów, nach seinen Söhnen Adolf Adolfin, Julius Juljanów, Heinrich Henrysin.“
zum Weiterlesen:
Eduard Kneifel
"Die Geschichte der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen"
Niedermarschacht / Winsen an der Luhe 1964, Seite 129 - 132
online (pdf 17 MB) http://eduardkneifel.eu/
Albert Breyer
„Die Auswanderung deutscher Bauern des Gostyniner Landes nach Wolhynien (1855 - 1885)
http://www.upstreamvistula.org/Documents/ABreyer_WebEd_AuswGostynin_D.htm
Familienforschung im Cholmer Land http://www.cholmerland.de/43850.html
Ortskarte http://www.cholmerland.de/download/kreis-grenzen-web.jpg
Wikipedia-Artikel (polnisch) http://pl.wikipedia.org/wiki/Jan%C3%B3w_%28powiat_che%C5%82mski%29
* Text gemeinfrei gem. § 64 UrhG
historische Karte 1931 http://www.mapywig.org/m/WIG100_300DPI/P44_S37_CHELM_300dpi.jpg