GNIDAU / GNIDAWA

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„Geboren ..... 1923 in Gnidau / Polen,

Beurkundung nicht nachgewiesen.“

 

Dieser Eintrag in meinem alten Familienstammbuch ruft geradezu nach einer Erklärung:

Wo genau liegt GNIDAU? Warum gibt es keine Geburtsurkunde?  -

 

 

 

Gnidau  (auch Gnidawa / Hnidawa) liegt in Wolhynien  (>> Übersichtskarte), heute in der West-Ukraine, und ist Teil der Stadt >> Luzk am Styr.

 

Das >> Dorf wird 1570 erstmals erwähnt, es war lange Zeit Adelsbesitz mit wechselnden Eigentümern. 1) Der kleine Ort war sogar (unrühmlicher) Gegenstand in der Kriegsberichterstattung  vom  Russlandfeldzug Napoleons 1812.    (vgl. Münchener Politische Zeitung,    Dreizehnter Jahrgang  1812  (Bezug auf die Wiener Zeitung vom 8. Oktober 1812)

 

 

                             

 

Die Kolonie Gnidau  gründeten deutsche Einwanderer im 19. Jahrhundert.*   Es waren überwiegend Pfälzer, die aus dem angrenzenden >> Galizien  (damals Königreich Österreich-Ungarn) kamen. **  Herkunftsorte waren  u.a. 

>> Zboiska,  >> Josefów, >> Theodorshof, >> Sapiezanka. ***

 

Das historische geografische Lexikon des Königreiches Polen (Band XV aus dem Jahr 1900, Seite 563) enthält folgende Beschreibung:

 

 

Der "Index der Ortschaften der polnischen Provinz Wolhynien" aus dem Jahr 1923 (Seite 39, Nr. 17 - 19) weist folgende Siedlungsdaten aus:

  • Gnidawa, Dorf, 62 Häuser, 352 Einwohner ( 168 männl., 184 weibl.), alle orthodoxer Religion;
  • Gnidawa, Kolonie, 29 Häuser, 213 Einwohner (109 männl., 104 weibl.),  45 röm.-kath., 23 orthodox, 145 ev.-luth.
  • Gnidawa, alte Kolonie, 3 Häuser, 39 Einwohner (21 männl., 18 weibl.),  3 röm.-kath., 29 orthodox., 7 ev.-luth

 

 

aus:  Walther Weibel „Rußland mit 205 Abbildungen“  München 1916

 

Kartenausschnitt Luzk: http://www.mapywig.org/m/wig100k/P46_S40_LUCK.jpg;

siehe auch historische " Übersichtskarte von Mitteleuropa -  Pinsk, Dawidgrodek, Kowel, Dombrowica, Luzk, Ostrog" (mit Teilen von Galizien) 

Bearbeitungsstand 1915   (300 dpi - Achtung: große Datenmenge 66 MB !!)

http://www.mapywig.org/m/German_maps/series/300K_UvM_joint1/Pinsk_Dawidgrodek_Kowel_Dombrowica_Luck_Ostrog.jpg

vgl. auch Überblick zum Gouvernement Wolhynhien (nach einer Karte aus 1899 - pdf 55 KB) >>> im Internet-Portal der SGGEE

1)  Beispiele:  Urkunde vom 23. März 1610 - Königliche Bewilligung an Semen Kurnevych, das Dorf Gnidau in der Starostei Lutsk in das Eigentum von Wojciech Kobylski zu übertragen;   Urkunde vom 4. November 1610 - Sigismund III gewährt dem Soldaten Wojciech Kobylski das Recht, von Semen Kurnevych das Dorf Gnidau in der Starostei Lutsk zu erwerben als Belohnung für seine Dienste in der Schlacht von Klushino;   Urkunde vom 15. September 1612 - Königliche Erlaubnis an Semen Kurnevych, das Dorf Gnidau in der Umgebung von Lutsk dem Fahnenträger Havryil Hoisk'kyi aus Kiew zum Eigentum zu übertragen (vgl. Patricia Kennedy Grimsted "A Missing Volume of the Ruthenian Metrica: Crown Chancery Documents for Ukrainian Lands, 1609 - 1612, from the Kornik Library of the Polish Academy of Sciences" in: Harvard Ukrainian Studies, Vol. XI, Nr. 3/4, Dezember 1987, Seite 487 - 520)

* Das Geographische Lexikon des Königreichs Polen beschreibt für Gnidau auch eine tschechische Koloniegründung.  

** Das exakte Gründungsjahr ist unklar: eine ukrainische Quelle nennt 1831, die Kirchspielstatistik von Rozyszcze 1885 geht von 1860 aus, W. Kuhn nennt für die Auswanderung aus Galizien den Zeitrahmen von 1863 – 1870 (in „Die jungen deutschen Sprachinseln in Galizien“ Münster 1930, S. 113) und gibt als Gründungsjahr für Gnidau "um 1862" an (vgl. Aufsatz "Die Kirchenbücher als Geschichtsquelle des Wolhyniendeutschtums", in "Deutsche Monatshefte in Polen", Jahrgang 3, Heft 89 - Februar/März 1937, Seite 395  - 432 (hier Seite 430).   

***lt. Walter Kuhn -  in:  Deutsche Monatshefte in Polen,  1936/1937, S. 429 / 430  - sind in den Konfirmandenbüchern ab 1865 in 76 Fällen Herkunftsnamen angegeben; davon entfielen fünf auf ältere Kolonien Wolhyniens, eine auf Posen und 69 auf Galizien -

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letzte Änderung: 20.07.2019